Die szenisch-musikalische Lesung um Schachplaudereien zwischen Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing im Nienburger Kulturwerk am 13. März 2015 war ein voller Erfolg.
98 Besucher sind der Einladung der Nienburger Freimaurerloge gefolgt und sie wurden nicht enttäuscht.
Man konnte sprichwörtlich die Nadel im Heuhaufen fallen hören, so gespannt verfolgte das Publikum die dargebotenen Gedanken und Gefühle über die gesamte Distanz. Sehr einfühlsam am Klavier begleitet von Franck Adrian Holzkamp, der seine Eigenkompositionen gut zu plazieren wusste. Er begleitete den Opernsänger Marek Kalbus (Lessing) auch, als dieser anhob ein Trinklied darzubieten.
Die mit Jahrgang 1729 gleichaltrigen Moses Mendelssohn (gespielt von Jens Oberheide) und Gotthold Ephraim Lessing (gespielt von Marek Kalbus) haben sich 1754 beim Schachspielen kennengelernt. Sie waren verwandte Seelen, haben ihre idealistischen und aufklärerischen Gedanken ebenso miteinander ausgetauscht, wie ihre menschlichen Befindlichkeiten und die Sorgen, Nöte und Freuden des Alltags. Sie blieben ein Leben lang eng befreundet.
Das Zwei-Personen-Stück „Mein lieber Moses....“ führt Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing zum fiktiven Gedankenaustausch beim Schach zusammen, so, wie das wohl im Laufe der Jahre häufig geschah. Sie spielten und redeten miteinander. Sie plauderten über alles, was sie bewegte. Über das Spielen und Dichten, über das Trinken, über das Menschlich-Allzumenschliche. Über Gott und die Welt, über Philosophie, Wissenschaft und Gesellschaft, über Freimaurerei und die Kunst, recht zu leben. Das ist mal „so dahingeredet“, mal fröhlich und satirisch und mal mit ernsthaftem Tiefgang.
In den Mund gelegt wurden ihnen vom Autor Jens Oberheide Originalzitate aus 138 Textquellen, die freilich nicht immer im direkten Dialog entstanden, vielmehr aus anderen Zusammenhängen in neue zu denken sind.
Die zeitlosen Themen der beiden Denker bleiben teilweise offen über den Schluss des Kammerspiels hinaus. Es gibt keine Patentlösung, nur Denkanstöße. Das Publikum soll gewissermaßen die Gedanken mit nach Hause nehmen und weiter denken. Die Musikbegleitung dient dabei (vorher, hinterher und zwischen einzelnen Sequenzen) als quasi „Gedankenbrücke“.
"Wo kann man mehr lernen über Freimaurerei als in diesem Stück!", bedankte sich der Nienburger Stuhlmeister Rüdiger Schöne bei den Künstlern nach dem lang anhaltenden Applaus.
Moses: Jens Oberheide (Schauspieler, Alt-Großmeister ADuAMvD)
Lessing: Marek Kalbus (Opern- und Konzertsänger, Bassbariton)
Musikbegleitung: Franck Adrian Holzkamp (Komponist,Dirigent und Pianist)